Pferdefleisch? Oder: Was einen Namen hat isst man nicht


Die Medien sind voll von Berichten über Pferdefleisch in unserem Essen. Ein Skandal?

Ein Betrug ist es natürlich, wenn unsere Nahrungsmittel falsch deklariert und (teures) Rindfleisch durch (preiswertes) Pferdefleisch ersetzt wird. Genau wie jetzt auch bei den Eiern, die nicht als Bioeier hätten deklariert werden dürfen.

Doch prinzipiell ist nichts gegen den Verzehr von Pferdefleisch zu sagen. Es ist gesund, zart und wohlschmeckend.

In meiner Jugendzeit hatten wir hier in Castrop einen Pferdeschlachter auf der Wittenerstrasse gegenüber dem Lokal "Tiehls-Karl". Da gab es Pferdefleisch in allen Zubereitungen.

Und auf dem Castroper Wochenmarkt waren auch immer zwei Marktstände von Pferdeschlächtern; da war es normal, dass sich da auch die "kleinen Leute" einen Braten für Sonntags erlauben konnten. Denn Pferdefleisch, obwohl nicht schlechter als Rindfleisch, war deutlich preiswerter.

Heute, wo Pferde eher als Reit- und Nutztiere gesehen werden und für viele Kinder das Pferd als Spielgefährte mit Streichenheiten bedacht wird, und daher die Pferde Namen haben, kann man sie wohl kaum essen.

Meine Erinnerung geht nach 1946 zurück, ich hatte nach dem Krieg meine Mutter mit meinen Geschwistern in einem kleinem Dorf in der Nähe von Coburg wieder gefunden.

Eines Tages, kam ich von der Waldarbeit nach Hause, da hatte meine Mutter im Schlafzimmer einen Karton mit Stroh, darin war ein kleines Lämmlein.

Ich fragte sie, woher das ist? Es war ein Dankeschön einer Bäuerin aus dem Dorf fürs Kartenlegen meiner Mutter.

Das Tier lebte in unserer Wohnung, wir spielten damit und streichelten es. Mein kleiner Bruder hatte jetzt eine Freundin und nannte das Lämmchen Susi.

Irgendwann war Susi plötzlich nicht mehr da. Mein kleiner Bruder war traurig und vergass Susi auch lange danach nicht.

Die Zeit verging. Dann stand Ostern vor der Tür. Wir freuten uns auf Ostern, besonders auf Ostereier, denn in der Zeit gab es ja sonst nicht viel zum Freuen.

Am Ostersonntag saßen wir alle am Mittagstisch, als unsere Mutter Stolz den guten Osterbraten auf den Tisch brachte. Wir Kinder sahen mit entsetzen: Es war unser Lämmchen Susi.

Keiner konnte dann noch davon essen.

Ich kann Pferdefleisch essen, aber Lammfleisch esse ich bis heute nicht.
Es erinnert mich an Susi.

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