Deputatkohlen


Der aktive Bergmann hatte, tariflich abgesichert, jährlich einen Anspruch von fünf Tonnen Hausbrandkohlen, dem sogenannten Deputat.

Diese Deputatkohlen sollten zum Kochen und zum Heizen der Wohnung dienen. In einer Zeit, in der die (Geld-)Währung wenig wert war, waren solche Sachleistungen üblich.

Jeder Bergmann hatte dazu eine Kohlenkarte, in der er die Sorte und Menge der Kohle eintragen musste. Die Karte gab er dann im Kohlenbüro ab. Nach einigen Tagen kam dann ein Vertragshändler der Zeche (früher noch mit Pferdewagen), brachte die bestellten Kohlen und kippte sie vors Kellerfenster des Kohlenkellers.

In den fünfziger Jahren waren die Kohlen in der ganzen Welt gefragt, die Bergleute machten Überschichten um die Förderung zu steigern. Kleinzechen wurden im Ruhrtal aufgemacht und dort wurde direkt vom Tage, auf kurzem Weg, die Kohle abgebaut und verkauft.

Selbst der Hausbrand der Bergleute war gefragt. Sobald der Hausbrand zu Hause abgeladen war und vor dem Kellerfenster lag, kam kurz darauf ein Schwarzhändler und kaufte die Kohlen auf. So mancher Kumpel hat sich so ein zusätzliches Einkommen verschafft.

Doch einige Kumpel haben zu viel Deputat verkauft und hatten so nicht mehr selber genug zum verfeuern. Deswegen haben sich viele nach der Schicht einen Kohlebrocken mit nach Hause genommen. Der Brocken wurde dann für das tägliche Kochen in der Küche verwendet.

Den Schwarzhandel und diese Art der Selbstbedienung hat die Zechenleitung dann irgendwann unterbunden. Denn Deputat war nur für den Eigenbedarf, aber nicht für den Verkauf gedacht.

Der Kumpel konnte jetzt die nicht gebrauchte Menge Hausbrand, gegen eine BARE Energiebeihilfe eintauschen.So war allen gedient (mit Ausnahme der Schwarzhändler).

Diese Handlungsweise hat sich bis heute bewährt.

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Kommentare

"Mutterholz"
Zum Anzünden der Kohle im Herd brauchte man Holz.
Das nicht mehr im Bergbau verwendbare Holz durften die Bergleute mit nach Hause nehmen. Es wurde "Mutterholz" genannt und sollte möglichst "Küppersbusch-Länge" haben. Die meisten Kohleherde waren von Fa. Küppersbusch, Gelsenkirchen.

Hallo,
Kann es sein, dass Ende der 60er Jahre mein Vater die Tonne für 100 DM an Nachbarn weitergab? Also den Wert einer Monatsmiete /Sozialbau)

Gruß
Jürgen WWolfgang Mäuer
Vater auf Erin - Kokerei

ich suche auf diesem weg einen
gebrauchten, sogenannten
kohlendeputatverrechnungsscheck
aus den 70/80er jahren ausgestellt
von einer zeche, egal welcher, aus
dem ruhrkohlebergbau. bitte anbieten
per e-mail mit preisangabe...

danke.
dieter, gelernter kohlenhändler