Der Vielfrass


1950, als 20-jähriger, hatte ich eine Grösse von 1,78 und wog 60 Kg. Ich konnte essen was ich wollte, ich wurde nicht dicker.

Gerd, ein Hauer aus unserer Strebkameradschaft, hatte Geburtstag und lud mich zu sich nach Hause ein - er wohnte noch im Hotel Mama.

Als zu Tisch ging gab es Leckeres zu essen und ich langte kräftig zu. Der Tisch war nach einiger Zeit leer gegessen. Die Mutter von Gerd fragte: "Ich habe vom Kaffetrinken noch zwei Buttercremeschnitten, möchtest du die noch essen?". Die habe ich noch hinterher geschickt.

Einige Zeit später war Alfons, unser Strebführer, Vater geworden. Es war ein Junge und bei den Kumpels heisst es dann "Den Jungen pinkeln lassen" (einen ausgeben). Alfons lud uns mit Frau oder Freundin zu sich nach Hause ein.

Als Alfons zu Gerd, der unter mir am Knapp war, kam, hörte ich wie Gerd sagte: "Alfons, besorge genug zu Essen, denn Hans hat bei uns 11 halbe Brötchen und noch Buttercremetorte verputzt." Ich erzählte das meiner Verlobten und sie meinte, da gibt es nur eins: Zu Hause schon satt essen und dann den Besuch machen.

Später dann bei Alfons ging es irgendwann ans Essen. Er hatte ein grosses Kaninchen geschlachtet. Alle haben sich gut bedient, ich war ja schon satt und habe nicht viel gegessen. Die Frau von Alfons bat mich ständig, doch zu essen (sie hatte ja eine vorgefasste Meinung von mir als Vielesser), irgendwann konnte ich das nicht mehr hören und sagte zu ihr: "Pack mir doch den Rest ein." Als wir spätabends nach Hause aufbrachen, wunderte ich mich, warum sich mein Mantel so schwer anfühlte - alle meine Manteltaschen waren voll mit Essen gepackt. Ich habe nie wieder von Einpacken gesprochen.

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