Kumpeldoc


Ich war verheiratet und hatte eine kleine Tochter. An einem Wochenende mussten wir mit ihr einmal einen Arzt aufsuchen, der Bereitschaft hatte. Der Arzt war auf Schwerin, da sind wir dann hin.

Als wir ankamen und ich dann den Namen auf dem Praxisschild las, wusste ich sofort, wer der Arzt war, denn ich habe früher mit ihm unter Tage gearbeitet:

Als ich 1949 von Victor 3/4 weg ging, wechselte ich zur Zeche Graf Schwerin. Da wohnte ich auch noch in dem Ortsteil. Ich kam als Kohlenhauer zum Steiger Schimke ins Flöz Ernestine. Unter mir am Vorkohlknapp arbeitete ein junger Student, der sich immer in den Semesterferien als Kohlenhauer sein Geld für das Medizinstudium verdiente. Der Junge war einer von uns, er sprach unsere Sprache, war fleissig und kameradschaftlich. Als ich 1950 dann von Graf Schwerin zur Zeche Erin wechselte hörte ich seit dem nichts mehr von ihm.

Bis jetzt.

Er erkannte mich jetzt aber nicht sofort. Erst versorgte er meine Tochter (zum Glück nichts schlimmes) und als er dann die Personalien aufnahm, erkannte er mich.

Wir haben dann noch lange von den alten Zeiten erzählt und unsere bisherigen Lebensgeschichten ausgetauscht.

Heute ist er im Ruhestand und geht wohl nur ab und zu als "guter Geist" durch die Praxis seiner Söhne auf Schwerin. Er war ein guter Doc, der die Sorgen und Nöte der Kumpel kannte und sich um sie kümmerte.

Er war ein Kumpeldoc.

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Kommentare

Die Welt ist klein,
Du kannst erkennen, wer einmal den "Pütt" erlebt hat, kommt nicht mehr von los, auch wenn es ein "Studierter" ist.
Bis die Tage
Curti Stempel