Kartoffelferien 1940


1940 waren die meisten Männer in den Krieg eingezogen und fehlten für die Arbeit zu Hause.

Daher durften wir Schulkinder in den Herbstferien den Bauern bei der Kartoffelernte helfen. Lebensmittel waren rationiert, man bekam nur soviel, wie auf der Lebensmittelkarte stand. Die Kartoffelernte war immer ein schönes Zubrot für Mutters Küche.

Ich ging in Obercastrop zur Schule, mein Schulbanknachbar war der Sohn eines Landwirtes von der Bochumer Straße. Der nahm mich in den Ferien mit auf den väterlichen Hof zur Kartoffelernte.

Auf dem Feld wurden wir in Reihen eingeteilt. Nach dem die Rodemaschine die Kartoffeln ausgeworfen hatte, mussten wir elfjährigen Kinder die auf der Erde liegenden Kartoffeln in Körben einsammeln, die dann die älteren Kinder zu den Erntewagen trugen. So ging es den ganzen Tag.

In der Mittagspause brachte die Bäuerin Hausmacherwurstbrote und Milch für uns Kinder und wir liessen es uns schmecken.

Immer wenn das Feld abgeerntet war, durften wir Kinder nachher noch mit Hacke und Korb nachstoppeln, da gab es immer noch ein paar Kartoffeln, die die Maschine nicht aus der Erde ausgeworfen hatte und die wir dann für uns nach Hause mitnehmen konnten.

Bei meiner Mutter gab es dann ein Fest mit Reibeplätzchen ("Kartoffelpuffer") von selbst geernteten Kartoffeln.

Es war eine sehr anstrengende Arbeit. Für eine ganze Woche Mitarbeit bei der Ernte gab es einen halben Sack Kartoffeln für den Winter als Lohn.

Deswegen hiessen die Herbstferien zu meiner Schulzeit "Kartoffelferien".

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Kommentare

Hallo Hans,
es freut mich sehr, das Du wieder formulieren kannst :-)

Das ist eine schöne Geschichte, passend zu den Herbstferien gerade.
Ende der Woche werde ich die Junior vorlesen.

Liebe Grüße

Lieber Hans Frackowiak,
mein "Schwiegervater" Ewald Mirbeth hat Ihren Bericht zur Reichsprogromnacht in der WAZ gelesen und möchte gerne Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Sie waren zusammen Untertage. 2 Urgesteine :-)) Da ich keine Adresse oder Tel. Nr von Ihnen gefunden habe, versuche ich es auf diesem Weg. Es wäre superklasse, wenn Sie sich bei mir melden würden.
Danke und Glück auf!! Die Pia Pregler

Ich bin ein passionierter Hobbydichter und halte sehr gerne Ereignisse aus meiner Kindheit in Reime fest:

Kartoffelferien

Hurra, hurra, endlich ist der Unterricht aus,
den Tornister gepackt und hastig nach Haus.
Die Schule ist für zwei Wochen geschlossen
und das wird erst mal so richtig genossen.

Die Kartoffelferien beginnen nun,
auf dem Acker gibt es für uns viel zu tun.
Die Knollen müssen wir fleißig sammeln,
damit sie auf dem Feld nicht vergammeln.

Wir beginnen frühmorgens schon,
denn jeder Korb bringt guten Lohn.
Und so lesen wir froh und beschwingt,
bis die Pause am Waldesrand winkt.

Die Schmalzstulle schmeckt ungemein,
wir schlingen sie förmlich in uns hinein.
Nun schnell noch ‘n Schluck Tee hinterher
und der Magen ist nicht mehr so leer.

Wir sammeln Kartoffeln eins, zwei, drei,
denken an den köstlichen Kartoffelbrei.
Dabei vergessen wir die Rückenschmerzen,
so können wir fröhlich sein und scherzen.

Doch dann kommt der Moment beim Bücken,
da werden die Schmerzen heftiger im Rücken.
Wir müssen nun unbedingt eine Pause einlegen,
denn niemand kann sich mehr so recht regen.

So vergingen unsere Herbstferientage,
es war für uns eine ganz schöne Plage,
doch wir bekamen ja zum Sammelschluss,
unseren Lohn und weg war der Verdruss.

Heute konnte ich ihre Geschichte von der
Kartoffelernte erst lesen.Ich fühlte mich
in meine Kindheit zurück versetzt, ich komme von einem Bauerhof meine Klassenkameraden waren bei uns auch auf dem Hof.
Freuten sich auf die selbst gebakenen
Stutenschnitten .Danach ging das auflesen
viel leichter von der Hand.
Ich werde ihre Seite jetzt öfter aufrufen.
Weiter so, für viele Jahre !!!